Donnerstag, 16. Mai 2013

Betriebsreportage Treppenbau Voss, Hamburg







Treppenbau Voß GmbH & Co. KG, Reinfeld, Hamburg
Moderner Treppenbau
Treppenbau Voß ist einer der innovativsten handwerklichen Treppenbauunternehmen in Deutschland und hat Konzepte entwickelt, wie man in einem hart umkämpften Markt  erfolgreich stetig umsatzsteigernd wachsen und sich weiterentwickeln kann. 



Zu außerordentlichen Unternehmen gehören außerordentliche Unternehmer. Reiner Voß ist einer von ihnen. 1989 arbeitete er als Tischler in einem traditionell aufgestellten Treppenbaubetrieb in Lübeck, welcher sehr anspruchsvolle formverleimte Treppen baute. Voß, als einer der jüngeren Mitarbeiter, arbeitete schon damals mit Software der Firma Compass Software (CS), wobei mit Schablonenaus-druck über Plotter gearbeitet wurde. 1990, innerhalb eines Jahres, machte Voß in der Abendschule seinen Meister und sich gleichzeitig selbstständig. Er fertigte Treppen in einer winzigen Werkstatt seines Vaters. Schon früh setzte er auf moderne, solide Technik, auch wenn es damals nur um Hand- oder Gebrauchtmaschinen ging. CS mit der Treppenbausoftware war von Anfang an sein Partner. Als 1994 durch steigende Umsätze die Raumbedingungen unzumutbar eng wurden, entschloss er sich, in Reinfeld eine 600 m² große Tischlereihalle mit Büro und kleiner Ausstellung zu bauen. Mit 5 Mitarbeitern, unterstützt von seiner Frau, wurden mit handwerklichen Maschinen hochwertige Treppen hergestellt. Voß machte den Vertrieb zur damaligen Zeit allein. Doch auch in der neuen Werkstatt trugen Effizienz und Fleiß schon bald Früchte; die verkaufte Anzahl an Treppen stieg.




Irgendwann ließ Voß seine Treppen teilweise im Auftrag mittels CNC-Maschinen fremdfertigen.  Als er sich daraufhin 1998 entschloss, eine erste eigene CNC-Maschine anzuschaffen, war dies aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine mutige Investition. Diese wurde von einer eng mit Homag zusammenarbeitenden Leasingbank realisiert und finanziert. Diesen Schritt zu dieser ersten großen Investition bezeichnete Voß als langfristig richtige, weichenstellende, wichtige strategische Entscheidung. Zudem bewährte sich nun die lange, treue Partnerschaft  zur Softwareschmiede Compass Software, welche nun ihre Kernkompetenz, die direkte CAD/CAM- Ansteuerung von CNC Bearbeitungszentren, hinsichtlich Effizienz und Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte.
Heute fertigt Voß auf 2800 m² Produktionsfläche mit ca. 60 Mitarbeitern 2500 Treppen pro Jahr. Er hat drei unterschiedliche CNC-Bearbeitungszentren von HOMAG, alle angesteuert und vernetzt mit der neuen Treppenbau-Software "New Dimension" von CS. Diese Software ist das Herzstück bzgl. Datenkommunikation und direkter Maschinenansteuerung mit einer Client/Server Netzwerkarchitektur. Alle Betriebs- und Fertigungsdaten werden zentral mit der CS-Software ND auf einem Server gespeichert und können über ein TCP/IP-Netzwerk an Rechner in  Büros oder Maschinen bzw. CNC- Maschinen transferiert werden. Jedes CNC-Bearbeitungszentrum hat seine spezifischen produkt- und bauteilbezogenen Stärken. An jeder Maschine kann individuell entschieden werden, welches spezifische Teil einer bestimmten Treppe hergestellt werden soll.  Über Barcode-Lesegerät  werden dazu in Echtzeit die notwendigen Daten zu einem Bauteil zur Ansteuerung der CNC-Technik am Server angefordert und abgeholt. Dies schafft eine hochleistungsfähige Flexibilität im Fertigungsablauf.  Alle drei CNC-Maschinen stehen in unmittelbarer Nähe zueinander und werden von nur einem Mitarbeiter gleichzeitig bedient und überwacht. Dies ist nur in dieser besonderen Maschi-nen-Software-Konstellation möglich und weil Treppenbau Voß über Personal verfügt, welches hoch motiviert mit diesen Techniken umgeht.
Relativ neu, hochautomatisiert und Herz der Fertigung ist das HOMAG Portal CNC BAZ 722 mit zwei unabhängig voneinander verfahrbaren Tischen mit automatischer Konsolenpositionierung und –spannung. Zwei Hauptbearbeitungsköpfe können an zwei Tischen unabhängig voneinander arbeiten, einmal ein Vierachs- und einmal ein Fünfachskopf. Das BAZ verfügt über eine automatische Beschickungsanlage von Bargstedt Type TBP420 mit zwei Beschickungsigeln vor und nach der Maschine. Alle Treppenteile, insbesondere Tritt- und Setzstufen, können hier eingelegt bzw. entnommen und nacheinander automatisiert im BAZ abgearbeitet werden. Die perfekte Ergänzung bildet eine flexible, solide CNC-Auslegermaschine HOMAG BOF 322, ebenfalls mit automatischem Tisch und zwei Hauptbearbeitungsköpfen, vier- und fünfachsig und langem Tisch für Teile bis 6 m. Auf dieser Universalmaschine können alle Treppenteile gefertigt werden. Sie ist auch hervorragend
geeignet zur Fertigung von Wangen und Handläufen aber auch Sonderteilen, wie bogenförmig, fünfachsig zu fräsende Wangen- und Handlaufkrümmlingen sowie Pfosten.
Die dritte Maschine sieht einfach aus, denn sie hat einen flachen Tisch, keine Konsolen und einen einfachen Ausleger, die HOMAG BOF211. Diese hat nur einen vierachsig ausgelegten Hauptbear-beitungskopf.  Doch diese sogenannte Nesting-Maschine verdient ihr Geld.


Voß kauft qualitativ hochwertiges, ausgesuchtes Rohholz mit einer Holzfeuchtigkeit < 10 % in den Hauptholzarten Buche, Eiche, Esche, Akazie, Kirsche, Wenge, Merbau, Nußbaum oder Whitewood und verleimt diese in einer Grecon Hochfrequenzpresse auftragsbezogen.
Gleichzeitig verarbeitet er aber auch keilgezinktes Plattenmaterial mit den Rohmaßen 500 x 120 cm, welches auf der BOF211 per CS-Software verschnitt optimiert genestet, also vorformatiert wird. Stufen können sogar auf dieser Maschine komplett bearbeitet werden. Dies spart enorm viel Zeit und somit Kosten, schafft eine schlanke, störungsminimiert fließende Produktion. Weitere Highlights sind  eine Kanten-, Fräs- und Schleifstraße von Brandt/Bütfering, welche auch von Compass Software mittels Barcode angesteuert werden kann und eine Oberflächenabteilung mit einer Spritzstraße von Catin Air mit drehbaren, oszillierenden Spritzdüsen, Lackrückgewinnung und UV-Lacktrocknung. Lösemittelreduzierter, zweikomponentiger PU-Lack der Heidelberger Lackfabrik wird hier mit hervorragender Oberflächenqualität hocheffizient verarbeitet. Ergänzend stellt Voß auch zunehmend Treppen mit geölten Oberflächen her und liefert diese aus.
Der Vertrieb erfolgt über insgesamt 7 eigene Treppenstudios von Kiel über Hamburg, Bremen, Hannover bis Siegen mit eigenen Vertriebsmitarbeitern, wobei der Absatzschwerpunkt nach wie vor Hamburg ist. Die Montage erfolgt durch geschulte, erfahrene eigene Monteure mit eigenen Fahrzeugen. Am Abend sieht man viele Sprinter mit Werbeaufschriften von Treppenbau Voß auf dem Firmengelände.
Voß liefert alle am Markt gewünschten Treppenarten, von der traditionellen eingestemmten bzw. aufgesattelten Treppe, welche immer noch den Hauptanteil am Umsatz ausmacht, bis hin zu Bolzen-, Faltwerk-, Kragarm-, HPL- und aufwendigen Bogentreppen. Diese können in allen Formen von gerade, mit Krümmlingen oder formverleimt individuell nach Kundenwunsch hergestellt werden. Unterschied-lichste Geländer-, Pfostenarten sind möglich, wobei Glas und Edelstahl und andere Materialien zum Einsatz kommen können.
Was ist nun das Erfolgsgeheimnis von Reiner Voß? Er fühlt sich nach wie vor als Handwerksmeister, welcher sein Fach wohl gut versteht. Der Erfolg gibt ihm Recht!  Er stellt aber trotzdem immer wieder alle Bereiche seines Unternehmens hinsichtlich des bisherigen Ablaufs und der Ausstattung in Frage, ist sehr selbstkritisch und wehrt sich gegen Betriebsblindheit. Voß ist nach eigenen Aussagen Weltmeister im Umstellen von Maschinen und Abläufen. Er ist ständig auf der Suche nach Effizienz, Verbesserung, Optimierung und Perfektion. Zu jedem Fachgebiet holt er sich auch gerne handverlesene Berater.
Unabhängig davon achtet er auf ein gutes Betriebsklima und eine Unternehmenskultur in der Wert-schätzung, Offenheit, Einbeziehung von Mitarbeitern, Partnern und Kunden im Mittelpunkt stehen. Ihm ist bewusst, dass jeder für sich am Unternehmenserfolg beteiligt ist. So ist es für ihn klar, dass auch die besten programmgesteuerten Maschinen nichts taugen, wenn nicht eine entsprechende professionelle, datendurchgängige Software wie CS ND diese vernetzend ansteuert.
Mit jeder Betriebsumstellung in der Zukunft und weiterer Automatisierung und erhöhtem Vernetzungs-grad der Fertigung steigen die Anforderungen an eine solche CAD/CAM-Software. Und hier sieht sich Reiner Voß in einer engen, langfristigen Partnerschaft mit starken, kompetenten Firmen wie Compass Software und HOMAG, wo beide Seiten erfolgreich sind und stetig an ausgereifter Technik und Fertigungsoptimierungen weiterentwickeln.


Autor: 
Dipl.-Ing. Dittmar Siebert 
Schauenburg






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